Brief, hschr., schwarze Tinte auf einem durch Abtrennung gewonnenen halben Blatt der Papiersorte von Brief 14; beidseitig, auch auf dem hier rechtsliegenden Rand, beschrieben, verso jedoch nur wenige Zei­len. Zusammen mit Brief 14 vom 9. Februar 1925 versandt (s. Z. 5).

Patapo, 6. März 1925.

Liebe Käthe! Als ich Deinen Brief resp. den meinen am 9. Febr. anfing ging ich kurz darauf nach Chiclayo wo ich meinen Vater krank antraf.1 Ich blieb dort einige Woche<n>.

Mein Vater starb am 25. Febr. und erst heute bin ich wieder nach Patapo2 gekommen wo ich 5 sehe daß Dein Brief noch nicht fort ist. Dieser Tage wird er aber aufgegeben3. Frau Kürschner4 6 fahrt5 am 18. März voraussichtlich │ nach Deutschland zurück mit ihren Kindern.6

Herzlichen Gruß

Friedel.

 Anmerkungen

1 Friedels Vater hatte sich im Juni 1924 im anderthalb Stunden Bahnfahrt von Pátapo entfernten Chiclayo niedergelassen, wo er eine Schule gründen wollte; vgl. Briefe 11, Z. 4ff. mit Anm.; 14/Anm. 5.

2 Siehe Brief 14, Z. 30ff.

3 Das ‘u’ verdickt und vergrößert wie durch mehrfaches Überschreiben eines Fehlers, oder weil die Feder streikte.

4 Die zweite Frau von Friedels Vater; vgl. Brief 11, Z. 24 mit Anm.

5 Sic. Die Konjugation ohne Umlaut in der 3. Pers. Sing. ist im Alemannischen, aber auch in einigen bairischen Dialekten verbreitet. Vgl. a. etwa Briefe 23, Z. 22; 24, Z. 49.

6 Das Ausdruckslose, die Ereignisse fast mechanisch Abspulende dieser Todesnachricht mußte Käthe auf ganz eigene Weise zu Herzen gehen. Friedel wirkt wie neben sich stehend. Auch in den folgenden Briefen (soweit sie uns erhalten sind) erzählt er nichts über die Art und Dauer der Krankheit seines Vaters oder nähere Umstände seines Abschieds von ihm. So bleibt uns nur, in diesem unzeitigen Tod ganz spekulativ eine Spätfolge entweder des gleich nach Ankunft in Peru im heißesten Monat Januar vorgenommenen vierzehntägigen Marsches über die Kordilleren nach Ocallí und der von dort aus weiter unternommenen Exkursionen ins Amazonas-Becken (Brief 10, Z. 15f. 23-46) oder des kräftezehrenden sechstägigen Umzuges von Ocallí nach Sócota, alles bei Campieren unter freiem Himmel (Brief 11, Z. 10-18), zu vermuten – Unternehmungen, auf die der jüngere und kräftigere Friedel immerhin mit schwerer Krankheit und hohem Fieber reagierte (Brief 11, Z. 31-38), offenbar Malaria, das ihn fürderhin anfallsweise heimsuchte (Briefe 22, Z. 8ff. 22ff.; 24, Z. 51; ■). Eventuell hatte auch sein Vater sich mit dem Sumpffieber angesteckt und ist daran verstorben.