Der Hof ass. Nr 4 in Wolfenbüttel-Atzum

Der folgende Text ist der Anfang eines Manuskripts von Fritz Barnstorf zu Forschungen über den „Stammhof“ der Atzumer Linie der Familie Barnstorf von 1938:

Als erste Erwähnung wenigsten eines Teils des Stammhofs Nr. 4 in Atzum könnte man eine Angabe im Asseburger Urkundenbuch in Urkunde Nr. 1005 vom 3. Mai 1338 (1) auffassen. Danach verkauft Burchard und der Knappe Gunzelin, Söhne Ekbert des Jüngeren, dem Vikar des St. Blasiusstifts in Braunschweig 4 Hufen nebst Hofplatz in den wüsten Westrum bei Atzum. (Ausschnitt siehe unten) Die Stelle dieses wüst gewordenen Westrum wir in der Flur von Atzum später mit Westernfeld bezeichnet. In diesem Westernfeld hat der spätere Hof Nr. 4 laut Erbregister von 1566 (2) 2 Hufen Land, die damals dem Herren Winnder in Braunschweig gehören. Da der Hof nach der gleichen Quelle dem Blasiusstift den Zehnten zahlt, scheint dieser Hofteil zu den obigen Hufen zu gehören. Die erste vollständige Erwähnung des Hofes wurde bisher in den Angaben des Scheffelschatzregisters von 1564 gefunden, während das von 1555 zwar den Namen Schurmann erwähnt, aber keine Angaben über Größe usw. des Landbesitzes macht.

Nach der erwähnten Akte hat Lorenz Schurmann, der im Erbregister 1566 dann als Besitzer vor Brandt Barnstorf auftritt außer 1 Morgen Kirchenland 8 Hufen Land und 4 Morgen und zinst Heinz Horneborch 16 Scheffel. Diese 8 Hufen bleinen in allen späterenAngaben gleich. Die Hornburgs (Hornborchs), ein Braunschweiger Bürgergeschlecht mit anscheinend sehr großem Landbesitz im Amte Wolfenbüttel sind bis ins 18. Jahrhundert als Grundherren in dieser Gegend nachweisbar. Ein Georg Hornburg wird nach der Kirchenrechnungn 1618 in der Atzumer Kirche gegen 20 Gulden begraben.

Lorenz Schurmann zinst dem Kapitel St. Blasii 4 Scheffel, dem Gunter zu Hemkenrode 4 Scheffel wofür die Zinsleistungen geschehen, geht aus den Angaben nicht hervor, jedoch scheinen sie für kleinere Landparzellen als Grundzins zu gelten. Schurmann scheint auch der Pächter des Zehnten zusammen mit Kurd Walmann gewesen zu sein, denn es heißt: „Der ganze Zehende ist demCapitull St Blasii zu Braunschweig. Curdt Walmann und Schurmann geben 10 Scheffel Weitzen, 14 Sch. Rocken, 12 Sch. Gerste 25 Sch. Habern“.

Nach dem Erbregister 1566, S. 430, das eine Abschrift aus der Zeit um 1620 ist, ist der ursprüngliche Besitzer von 1566 Lorenz Schurmann (hier Schulmann) inzwischen durch Brandt B. Ersetzt worden, was durch Durchstreichen des ersten Namens und Darüberschreiben des neuen geschieht. Am Rande ist dann in der Schrift, die bei anderen Höfen mehrfach als: „itzo 1716“ datiert ist, vermerkt: „itzo Hans Barnstorf, was zeitlich ja zu erwarten ist.

Die wortgetreue Eintragung lautet:

1 Meyerhoff von Valentin Hornburg von Brschwg. 6 Hufen. Zinset Roggen 10 Scheffel, Gerste 6 Scheffel, Eiger 1 Schock. Gibt 1 Zehnthun. Grasung in allen Wischen. Holtz 1 Rut 2 Fuder. Auf der dalen wische 4 Schadt, auf der hohen Wische 1 Fuder. Noch auff dem Westervelde 2 Houve Landes von Herrn Binnder zu Brschwg. Zinst Roggen 4 Scheffel.“ (Diese Angabe deckt sich mit der von 1564, wo Schurmann ebenfalls 4 Scheffel an St. Blasii zahlt. Vielleicht hat das Land inzwischen den Grundherren gewechselt) „Noch zu Kurdt Meyers Kothof 2 Viertellandes (?), das ist in 4 Theile geteilet, davonhat Schulmann 3 Mrg., Gunter zu Velten 3 Mrg. Zinst davon 3 Thlr. 3 Groschen. Ist ir erb. Giebt Hauptzins zu Brschwg. St. Blasii 5 Gr. (?) Grasung ½ Fuder, Holz ½ Fuder.“

Das Erbregister von 1569, da wahrscheinlich nur eine Kopie des ersten ist, enthält genau die gleichen Angaben. Am Rande sind aber die späteren Besitzer eingetragen, woraus hervorgeht, daß dieses Register sehr lange als amtliche Unterlage zur Bestimmung des Grundbesitzes gedient hat. Es heißt da: „Hans Barnstorf. -Hennig Löhmann. -Arens vom Brinke. (Diese Angabe ist ganz unerklärlich. Sie deckt sich mit der in der Landesbeschreibung von 1688 (3) enthaltenen Bezeichnung des Hofes als „Brinkenhof“. Die Bedeutung und Herkunft dieser Bezeichnung ist einstweilen noch völlig unklar) „-Noch hat er auffm Dalen felde 2 Mrg., sein Erb Hat Hans Krake 3 Vorling, sein Son Hans Mewes 1 Vorling.“

Ob Brandt B. Auf den späteren Hof Nr ass. 4 durch Abmeierung des Schurmann oder durch Heirat gekommen ist, läßt sich nach den vorhandenen Quellen nicht entscheiden; das Letztere ist das Wahrscheinlichste. Da er er schon 1586 den Sohn Jürgen bekommt, wird das Geschlecht Barnstorf seinen Stammsitz um 1585-90 in Atzum begründet haben. "

Der Rest des Textes kann hier in einem Gesamtdokument gelesen werden.

 

Auszug aus dem Asseburger Urkundenbuch, Urkunde 1005 vom 3. Mai 1338 ( 1) :

1005Aus

 

Zur Verdeutlichung der Struktur des Dorfes Atzum im 18. Jahrhundert hier eine Karte von 1750 (3), ein Ausschnitt aus einer großen Karte mit der Fluraufteilung der Hofstellen des Dorfes. Auffällig ist die unglaublich kleinteilige Struktur der Flurstücke!

Ein Klick auf die Karte zeigt ein großes Bild.

 

Atzum 1750

Die Erklärung der Nummern der Höfe, die schwarze Ziffern auf der Dorfkarte, findet sich auf diesem Ausschnitt des Kartenblatts:

Atzum 1750Erkl

 

Unter der Nummer 6 ist der Ackerhof „Bernstorff “ aufgeführt, der später mit „ass. Nr. 4“ bezeichnete Hof der Barnstorfs. Die mit rot ergänzten Nummern in der großen Karte sind wohl die späteren „Assekuranznummern“ der Brandkasse, die 1754 eingeführt wurde.

 

 

 

 

Quellen:

(1) Asseburger Urkundenbuch : Urkunden u. Regesten zur Geschichte d. Geschlechtes Wolfenbuettel-Asseburg u. seiner Besitzungen
Herausgeber Bocholtz-Asseburg, Johannes Bernhard von Asseburg, Graf Egbert von der

Erschienen
Hannover : Hahn, 1876 -
Erscheinungsweise
Erschienen: 1. 1876 - 3. 1905

Online-Ausgabe
Düsseldorf : Universitäts- und Landesbibliothek, 2015

(2) Niedersächsisches Landesarchiv Wolfenbüttel Sign. NLA WO, 22 A Alt, Nr. 1545

(3): Niedersächsisches Landesarchiv Wolfenbüttel, Sign., NLA WO, 20 Alt, Nr. 406/3 (Dorf-, Feld- und Wiesenbeschreibungen)